[gurkenwasser]

Schlachtplan ohne Plan

Posted in Politik by gurkenwasser on 30. Januar 2010

In Afghanistan herrscht ein kriegsähnlicher Krieg. So oder so ähnlich. Das wissen wir spätestens seitdem auch Freiherr von und zu Guttenberg irgendeine weitere Ummantelung für das Chaos in Mittelost gefunden hat. Die deutschen Soldaten seien deprimiert, weil ihnen der Zuspruch aus der Gesellschaft fehle. Der Gesellschaft, deren Sicherheit sie vor Ort offensichtlich verteidigen sollen. Jede Verteidigung ist die Reaktion auf einen Angriff und salopp und viel zu kurz gedacht könnte man dies also als einen Krieg bezeichnen. Um in einem Krieg mitspielen zu können, ist es unerlässlich, dass der Einsatz strategisch durchdacht und eine siegesgewisse Taktik geschmiedet wird. 2001 hatte ein Rächer die Idee in Afghanistan einzumarschieren und nach der Fred-Feuerstein-Methode einfach wild draufzuhauen. Quantität schlägt Qualität. Dass diese Methode erst ab einem gewissen Faktor, einem Faktor der weit entfernt vom damaligen Truppenkontingent liegt, erfolgreich ist, hat übrigens ein bedeutender chinesischer Meister schon vor knapp 2500 Jahren bewiesen. Erfolgreich ist schließlich nur, wer nicht nur seine eigenen Schwächen kennt, sondern auch die Stärken des Gegners. Nach etwas mehr als acht Jahren heiterer Invasion stellen also die Übermächte des Westens fest, dass die Kämpfer vor Ort keine Uniformen tragen und nur schwer von der Bevölkerung zu unterscheiden sind. Die Bevölkerung, die auch keine herkömmliche ist, sondern aus verschiedenen Kulturkreisen besteht und eine andere Lebens- und Denkweise bestreitet, als die hiesig praktizierte.

Angreifen – und nichts anderes haben die Truppensteller vor acht Jahren gemacht – sollte nur der, der sicher sein kann, dass er gewinnt. Kurze Zeit nach der Invasion stellten die Strategen weiterhin fest, dass Afghanistan ein zum Teil sehr hügeliges und bewaldetes Gebiet ist. Das erschwere die Verstecksuche der Terroristen. Später kam dann der Gedanke ins Bewusstsein, dass nur Afghanistan nicht mehr von Terroristen befallenen ist, sondern auch die umliegenden Länder als Rückzugsgebiete dienen. Quantität versus Territorialmacht. Es gehört schon einiges an Naivität dazu, in ein unbekanntes Land einzumarschieren, einen unbekannten Gegner anzugreifen und das Spielchen länger als acht Jahre mitzumachen und schlussendlich zu behaupten die Soldaten seien deprimiert, weil die Bevölkerung ihren Einsatz nicht honoriert. Von Clausewitz würde sich krümmen vor lachen.

Eine Antwort

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  1. denise said, on 30. Januar 2010 at 23:03

    Jaja, der Nichtkriegskrieg eben gegen den Nichttalibanhartzhabenwollenden Afghanen, da lacht der Denker…


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